September 2022: Top Trending Topics für Einkauf & Supply Chain

Fazit: Ein Trend der letzten Quartale verfestigt sich und ein neuer Trend kommt mit aller Macht hinzu

Die Trends, die wir bei der Befragung unter den über 100 mittelständischen Unternehmen im Zeitraum Mai bis August 2022 im DACH-Gebiet durchgeführt haben, zeigt zwei besonders auffällige Tendenzen.

1.    Das Thema Versorgungssicherheit hat sich von einem temporären Trend zu einem dauerhaften Thema in fast allen Branchen des Mittelstands verfestigt. Mittlerweile ist dieses Thema auf der Prioritätenliste sowohl bei den Einkaufs- und Supply Chain Verantwortlichen mit Abstand die wichtigste Aufgabe als auch bei fast allen von uns befragten Geschäftsleitungen. Und so wird es aller Voraussicht auch noch auf absehbare Zeit bleiben. Interessant ist, aber es war auch erwartbar, dass neben der Verfügbarkeit von z.B. elektronischen Komponenten und Bauteilen nunmehr endgültig die Energiesicherheit durch die Supply Chain- und Einkaufsverantwortlichen benannt worden ist.  Was noch vor kurzer Zeit für die meisten Unternehmer nicht im Fokus ihrer Risikobetrachtung gewesen ist – wenn eine solche denn überhaupt regelmäßig und systematisch durchgeführt wird – wird aktuell konkret zu einer realen Bedrohung unternehmerischer Existenzen. Der Trost nicht „allein im Boot“ mit diesem Thema zu sitzen, mag emotional helfen – der Ausblick hier bleibt trotzdem alarmierend. Gezielte Gegenmaßnahmen und Sicherungskäufe, neue Quellen durch intensives Sourcing, Substitute und Spezifikationsanpassungen sind gefragt. Die organisatorische Aufstellung vieler Einkaufs- und Supply-Chain Bereiche kommt an seine Grenzen und muss nachhaltig neu gedacht werden – mitten in einer Krisenzeit. Letzteres ist aus unserer Erfahrung allerdings nichts neues, die wenigsten Unternehmen strukturieren ihre Prozesse und Organisationen dann um, wenn es ihnen vermeintlich gut geht und sie dafür Zeit und Mittel haben.

 

2.   Das zweite große Thema was mit atemberaubender Geschwindigkeit auf der Bühne der Top-Trending-Topics aufgetaucht ist und sich wahrscheinlich einen Stammplatz für die kommenden Quartale und vielleicht Jahre dort sichert, ist Kosten / Inflation. Dieses Lieblingspärchen aller unternehmerischen Herausforderungen ist bei Licht betrachtet die Tochter und logische Konsequenz des ersten Top-Trending Topics, nämlich der Versorgungssicherheit. Dauerhafte Verknappung von Gütern wirkt sich in aller Regel zumindest auf der Kostenseite negativ aus. Wenn dieses dann gepaart ist mit einer seit fast einem Jahrzehnt andauernden, zügellosen Geldmarktpolitik, dann gesellt sich die enge Verwandte Inflation gerne hinzu. Langfristige Verträge mit strategischen Lieferanten werden fast ausschließlich mit entsprechenden Preisöffnungsklauseln geschlossen. Und war in den letzten Jahren eines der Hauptziele des Einkaufs zumindest Kostenstabilität bei der Materialversorgung sicherzustellen, so lautet in den meisten uns bekannten Unternehmen die Zielsetzung: Versorgungssicherheit bei gleichzeitiger Vermeidung von Kostenexzessen. Hier sind die Unternehmen klar im Vorteil, die eine größtmögliche Transparenz auf Warengruppen- und Materialnummernebene systematisch eingeführt haben und so in der Lage sind nicht nur die aktuelle Kostenentwicklung jederzeit differenziert nachvollziehen zu können, sondern auch durch Simulation die Auswirkungen von Kostenentwicklungen in allen Beschaffungsebenen vorausschauend darzustellen und frühzeitiger als der Wettbewerb zu reagieren.

 

Nie war die unternehmerische Qualität der Einkaufs- und Supply Chain Organisation für die Unternehmensentwicklung von so entscheidender Bedeutung, wie wir es gerade erleben. Ein wichtiger Rat, den wir unseren Mandanten anbieten ist, dass gerade während dieser Turbulenzen eine inhaltliche und organisatorische Stärkung der Einkaufs- und Supply-Chain Funktionen einer der besten Investitionen ist, die aktuell vorgenommen werden kann. Da es offenbar nicht nur eine kurze konjunkturelle Eintrübung ist, ist entschlossenes Handeln und eine dauerhafte stärkere Positionierung dieser Funktionen im Unternehmen das Gebot der Stunde. Hierbei gibt es eine Vielzahl pragmatischer und mittelstandskompatibler Ansätze, Methoden und Tools, die wir unseren Mandanten empfehlen und regelmäßig gemeinsam implementieren.

 

Gregor van Ackeren
Managing Director ADCONIA GmbH