Procurement Summit in Berlin – Einkauf ist mehr als Big Data

Am 29. und 30. September fand in Berlin der diesjährige Procurement Summit als Präsenzveranstaltung statt. Ca. 800 Teilnehmer fanden sich in den Hallen der Station Berlin zusammen, um über aktuelle Themen des Einkaufs zu diskutieren und innovative Lösungen vorzustellen. Meine Quintessenz nach zwei Tagen in Berlin: vieles geht mit Daten, wenn diese in hoher Qualität vorhanden sind, aber ein guter Einkauf lebt von innovativen Einkäufern

Seit über 15 Jahren besuche ich Messen und Veranstaltungen für Einkäufer. Der Gedankenaustausch, die Präsentation von Projekten und Tools waren und werden immer eine Bereicherung sein. Daher bin ich ein Freund von solchen Veranstaltungen. Der große Mehrwert für mich besteht allerdings aus dem Netzwerk, dass sich über die Zeit von Messe zu Messe erweitert hat. Man lernt sich kennen, trifft sich wieder und tauscht sich aus.

Der diesjährige Procurement Summit fand aus Platzgründen in Berlin und nicht wie bisher in Hamburg statt. Nach 1,5 Jahren endlich wieder eine Präsenzveranstaltung. Denn der direkte Austausch ist, wie bereits gesagt, für mich einer der wichtigsten Gründe für einen Besuch. Und es hat sich gut angefühlt, auch mit dem notwendigen Abstand. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Verträge und Diskussionsrunden lassen sich mit den Überschriften Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Transformation zusammenfassen, nicht überraschend, aber auch die aktuellen Schwerpunkte im Einkauf. In den Diskussionsrunden war aber auch zu erkennen, dass ein Schwerpunkt fehlte: Versorgungssicherheit. Ein operatives Thema, dass in vielen Einkaufsabteilungen aktuell viele Ressourcen bindet.

KI als Lösungsansatz im Einkauf

Abgerundet wurde Procurement Summit mit insgesamt 26 Start-Ups die entweder ihre Lösung vorstellten oder mit einem Stand vertreten waren. Start-Ups sind immer ein guter Gradmesser über die zukünftigen Themen für den Einkauf. Und auch hier konnte man Schwerpunkte feststellen. KI im Übergang von operativem zu strategischem Einkauf, Nachhaltigkeit und Datenanalyse. Der Einsatz von KI als Grundlage für die Entscheidungsfindung bei z.B. Vergaben wird immer intelligenter und lernt mit jedem Anwendungsfall dazu. Ergebnisse von Ausschreibungen können so noch besser in Vergabeentscheidungen überführt werden. Vor allem bei wiederkehrenden, häufig durchgeführten Ausschreibungen sicher eine große Hilfe für den Einkauf. Transparenz und Management von Nachhaltigkeit bezogen auf CO2 Emissionen und Lieferkettengesetz wird den Einkauf in der Zukunft immer stärker beschäftigen, unterstützende Software-Tools werden dabei eine wichtige und zentrale Rolle spielen. Auch hier entwickeln sich gerade sehr interessante Lösungen. Für die Interpretation von Daten und großen Datenmengen werden auch in Zukunft intelligente Softwarelösungen eine herausragende Rolle spielen. Die Ableitung von Maßnahmen kann nur auf einer gezielt aufbereiteten Transparenz erfolgen. Data Mining, kein neues Konzept, wird mit Hilfe der richtigen Tools ein Standardwerkzeug für den einzelnen Einkäufer werden.

Daten sind unverzichtbar für eine fließende Prozesse

Soweit der offizielle Teil. Aber was hörte man zwischen den Vorträgen und teilweise auch in den Diskussionsrunden: Einkaufsabteilungen bekommen immer mehr zusätzliche Aufgaben, ohne aktuell diese bewältigen zu können und KI funktioniert nur mit guten Daten. Data Mining, KI basierte Vergabeentscheidungen, automatisierte Ausschreibungen, Transparenz über die Lieferkette und CO2 Berechnung in real-time wird nur funktionieren, wenn die Datenbasis als Grundlage vorhanden ist. Ich habe häufig dazu den Satz im Auditorium gehört: Wenn wir die Daten hätten. Ein altbekanntes Thema. Und was für etablierte Prozesse gilt, gilt umso mehr für die neuen Themen im Einkauf. Es ist nicht überraschend, dass es keinen Vortrag über die real-time Berechnung von CO2 Emissionen in der Lieferkette gegeben hat. Wenige Firmen sind dafür bereits gestartet, viele warten noch ab. Aber eins ist allen gemeinsam: Die Datenerhebung wird aufwendig und langfristig.

Meine Quintessenz daher: großartige zwei Tage für den direkten Austausch, viele Anregungen für das Tagesgeschäft aber keine bahnbrechende Neuerung. Wie auch, es fehlen uns die Daten.

 

Oliver Kreienbrink

Managing Director. ADCONIA GmbH