Zollbasierte Wirtschaftspolitik
Auswirkung auf die Wettbewerbsfähigkeit der KMUs in Deutschland
Oberhausen, 22. April 2025. Die aktuell verhängten Zölle und Sonderzölle stellen für mittelständische Industrieunternehmen eine vielschichtige Herausforderung dar, die ihre Wettbewerbsfähigkeit auf mehreren Ebenen beeinträchtigen kann. Die Auswirkungen erstrecken sich über verschiedene Geschäftsbereiche und können sowohl kurzfristige als auch langfristige Konsequenzen haben.
Im Bereich der Preissensibilität und Marktpositionierung führen Zölle im allgemeinen und Sonderzölle im Besonderen häufig zu erhöhten Verkaufspreisen, wenn die gestiegenen Beschaffungskosten nicht durch interne Maßnahmen wie Effizienzsteigerungen oder Margenreduzierungen ausgeglichen werden können. Dies schafft einen deutlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber Unternehmen, die ihre Vorprodukte aus zollfreien Ländern beziehen oder lokal produzieren und dadurch einen direkten Kostenvorteil genießen. Besonders gravierend ist, dass mittelständische Unternehmen, die oft in Nischenmärkten oder mit spezialisierten Produkten agieren, ihre mühsam aufgebauten Preisvorteile verlieren können. In Märkten mit starkem Wettbewerbsdruck oder hoher Sättigung gestaltet sich zudem die Weitergabe von Preiserhöhungen an Kunden als äußerst schwierig, was unweigerlich zu sinkenden Margen und einer Schwächung der finanziellen Leistungsfähigkeit führt.
Auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit und das Exportgeschäft leiden unter den Auswirkungen der internationalen Zollpolitik. Wenn diese zusätzlichen Kosten die Preise für inländisch produzierte Komponenten erhöhen, die in Exportprodukte einfließen, verteuern sich diese Produkte indirekt, was ihre Wettbewerbsfähigkeit auf internationalen Märkten erheblich schmälert. Ein weiteres Risiko sind Gegenmaßnahmen und Retaliationszölle, die als Reaktion auf die Umsetzung von Sonderzöllen verhängt werden können und möglicherweise die Exporte des mittelständischen Unternehmens beeinträchtigen. Dies kann zum Verlust bestehender oder zur erschwerten Erschließung neuer Absatzmärkte führen. Verteuerte Exportprodukte büßen auf internationalen Märkten an Attraktivität ein, was einen Rückgang der Exportvolumina und damit einen Verlust von Marktanteilen nach sich ziehen kann. Die generelle Unsicherheit und die drohenden Kostensteigerungen durch Zölle können zudem die Bereitschaft mittelständischer Unternehmen dämpfen, in neue, möglicherweise zollbelastete Exportmärkte zu investieren.
Zollbasierte Wirtschaftspolitik beeinflusst die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Unternehmen. Unternehmen, die in hohem Maße von einzelnen, zollbelasteten Lieferanten abhängig sind, verfügen über deutlich weniger Spielraum, um kurzfristig auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren. Die notwendige Umstellung der Lieferketten, einschließlich der Suche nach neuen Lieferanten, deren Qualifizierung und die Anpassung der Logistik, kann mit erheblichen Kosten und Zeitaufwand verbunden sein. Gerade mittelständische Unternehmen haben hier oft weniger Ressourcen zur Verfügung als große Konzerne. Ein besonders problematischer Aspekt ist, dass die intensive Beschäftigung mit der Zollproblematik Ressourcen bindet, die eigentlich für Forschung und Entwicklung oder die Einführung neuer Produkte vorgesehen waren. Dies kann die langfristige Wettbewerbsfähigkeit empfindlich gefährden, da Innovationszyklen verzögert werden.
Nicht zu unterschätzen sind auch die Reputationsrisiken und Belastungen für Kundenbeziehungen. Wenn zollbedingte Schwierigkeiten zu Lieferverzögerungen oder sogar Produktionsausfällen führen, kann dies das Vertrauen der Kunden in die Zuverlässigkeit des Unternehmens nachhaltig erschüttern. Selbst wenn Preiserhöhungen unvermeidbar sind, können sie zu Unzufriedenheit bei den Kunden führen und langfristig die Kundenbindung schwächen. In extremen Fällen können negative Schlagzeilen im Zusammenhang mit Zollproblemen dem Image des Unternehmens erheblichen Schaden zufügen.
Zusammenfassend stellt zollbasierte Wirtschaftspolitik, insbesondere Strafzölle, für mittelständische Industrieunternehmen eine ernsthafte Bedrohung ihrer Wettbewerbsfähigkeit dar. Sie verursachen direkte Kostensteigerungen, können die Marktpositionierung schwächen, den internationalen Handel erschweren, die betriebliche Flexibilität einschränken und sogar wertvolle Kundenbeziehungen belasten. Um diese negativen Auswirkungen zu minimieren und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, ist eine proaktive und strategische Reaktion der Einkaufsabteilung unerlässlich. Die zentralen Aufgaben bestehen darin, Kosten zu senken, Lieferketten zu diversifizieren, innovative Lösungen zu entwickeln und die Beziehungen zu Kunden und Lieferanten zu stärken. Nur durch ein umfassendes und vorausschauendes Management dieser Herausforderungen können mittelständische Unternehmen ihre Marktposition auch unter erschwerten Bedingungen behaupten und ausbauen.
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