
Sven Cames
Internationale Zollpolitik – Reaktionsmöglichkeiten für den Mittelstand
Oberhausen, 10. Juni 2025. In der globalisierten Wirtschaft stellen Zölle als Sanktionsinstrument eine wiederkehrende und aktuell relevante Herausforderung dar. Mittelständische Industrieunternehmen, die in komplexen internationalen Lieferketten operieren, sind besonders von den wirtschaftlichen Auswirkungen betroffen. Plötzlich steigende Kosten für Rohstoffe, Komponenten oder Vorprodukte erzeugen nicht nur Liquiditätsprobleme durch kurzfristig erhöhte Ausgaben, sondern setzen auch die Wettbewerbsfähigkeit und Gewinnmargen unter Druck.
Die direkteste Folge von Zöllen ist die unmittelbare Kostensteigerung bei importierten Gütern, die direkt die Produktionskosten erhöht. Wenn diese Mehrkosten nicht vollständig an Kunden weitergegeben werden können, schmälern sie die Gewinne und beeinträchtigen die finanzielle Stabilität des Unternehmens. Zusätzlich schaffen die Einführung oder Androhung von Strafzöllen Planungsunsicherheit und können zu Marktpreisschwankungen führen. Unternehmen sehen sich häufig gezwungen, ihre Lieferketten und Supply Chain-Prozesse anzupassen, was weitere Kosten und Risiken mit sich bringt.
Kurzfristige Maßnahmen der Einkaufsabteilung
In der akuten Phase der Zolleinführung muss die Einkaufsabteilung schnell und flexibel reagieren. Zunächst ist eine detaillierte Analyse der betroffenen Güter, Lieferanten und Volumen notwendig. Parallel sollten Gespräche mit bestehenden Lieferanten geführt werden, um mögliche Kostenbeteiligungen oder alternative Preismodelle zu verhandeln. Die Nutzung von Zolllagern oder Freizonen kann kurzfristig die Zahlung von Zöllen verzögern oder vermeiden. Ebenso wichtig ist die Identifikation alternativer Beschaffungsquellen bei inländischen oder europäischen Lieferanten.
Bestehende Verträge und Incoterms sollten auf Klauseln überprüft werden, die die Kostenverteilung bei Zollerhöhungen regeln. Schließlich muss in enger Abstimmung mit Vertrieb und Geschäftsleitung geprüft werden, inwieweit die gestiegenen Kosten an Kunden weitergegeben werden können.
- Bestandsaufnahme und Analyse
- Verhandlung mit Lieferanten
- Prüfung von Zolllagern und Freizonen
- Alternative Beschaffungsquellen identifizieren (Sofortmaßnahmen)
- Überprüfung von Verträgen und Incoterms
- Weitergabe von Kosten prüfen
Mittelfristige Maßnahmen der Einkaufsabteilung
Für mittel- und langfristige Stabilität sind weitere Strategien notwendig. Die Diversifizierung der Lieferantenbasis reduziert Abhängigkeiten von einzelnen Regionen oder Anbietern. Die Lokalisierung und Regionalisierung der Beschaffung kann Zölle vermeiden und gleichzeitig Lieferketten verkürzen. Durch Wertanalyse und Design-to-Cost können Produkte so umgestaltet werden, dass zollpflichtige Materialien reduziert oder ersetzt werden.
Der Aufbau strategischer Partnerschaften mit Lieferanten kann langfristige Vereinbarungen ermöglichen, die Preissicherheit und Flexibilität bieten. Investitionen in Technologie und Automatisierung helfen, gestiegene Beschaffungskosten durch höhere Produktivität auszugleichen. Ein kontinuierliches Monitoring politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen ermöglicht frühzeitiges Handeln bei drohenden Handelsbarrieren. Nicht zuletzt sollte das Wissen der Einkaufsmitarbeiter über internationale Handelsbestimmungen, Zollverfahren und alternative Beschaffungsstrategien kontinuierlich erweitert werden.
- Diversifizierung der Lieferantenbasis
- Lokalisierung und Regionalisierung der Beschaffung
- Wertanalysen und Design-to-Cost
- Strategische Partnerschaften aufbauen
- Investitionen in Technologie und Automatisierung
- Frühzeitige Erkennung und Monitoring
- Schulung und Weiterbildung der Mitarbeiter
Zollbasierte Wirtschaftspolitik stellt für mittelständische Industrieunternehmen eine ernsthafte Herausforderung dar. Eine kombinierte Strategie aus kurzfristigen Maßnahmen zur Schadensbegrenzung und mittel-, langfristigen Strategien zur Diversifizierung und Resilienzsteigerung ist entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und gestärkt aus dieser volatilen Phase hervorzugehen.
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