Jessica Murawski
Welche Auswirkungen Recycling auf den Unternehmenswert hat
Laut aktuellen Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) hat im Jahr 2019 jeder Deutsche einen Rekordwert an Verpackungsmüll mit einem Durchschnittsgewicht von 227,5 Kilogramm verursacht – 50 Kilogramm mehr als der europäische Durchschnitt und 18% über dem Wert aus dem Jahr 2010. Verpackungsmüll wird dabei sowohl durch Haushalte als auch durch Industrie und Gewerbe verursacht und kann aus unterschiedlichen Materialien bestehen wie beispielsweise Kunststoff, Metall, Papier, Holz usw.
Generell wird jede Art von Müll irgendwie entsorgt: Oft deponiert oder verbrannt und bestenfalls recycelt. Von Recycling spricht man dann, wenn Abfallprodukte wieder genutzt werden bzw. deren Ausgangsmaterialien zu Sekundärrohrstoffen umgewandelt als Rezyklate eine erneute Verwendung finden. Im Jahr 2020 konnten die Ziele des Verpackungsgesetztes und der EU-Verpackungsrichtlinie erreich werden: 60% der Kunststoffverpackungen wurden recycelt.
Endlichkeit der Rohstoffe
Der Hauptgrund für Recycling ist einfach: Die Rohstoffe dieser Welt sind limitiert– ganz im Gegensatz zum stetig wachsenden Bedarf. Zur Verdeutlichung berechnet das Global Footprint Network jährlich den Earth Overshoot Day. Dies ist der Tag eines Jahres, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht hat, die die Erde innerhalb eines Jahres bereitstellen kann, und somit also der Zeitpunkt, ab dem mehr verbraucht wird, als auf natürliche Weise zur Verfügung steht. Fiel der Earth Overshoot Day zu Beginn der Berechnung in den frühen 70er Jahren noch in den Dezember, so fand er heuer am 29. Juli statt. Anders ausgedrückt: Die Menschheit benötigt derzeit 1,7 Erden, um ihren Bedarf an Rohstoffen zu decken. Neben der Reduzierung des Konsums ist Recycling also das Mittel der Wahl, um zu verhindern, dass für neue Produkte auch immer neue Rohstoffe abgebaut werden müssen.
Unterscheiden kann man Recycling in den sogenannten hochwertigen Recyclingprozess, bei dem das Rezyklat für den gleichen Verwendungszweck wiederverwendet wird (z.B. Papier), in das Downcycling, bei dem eine Wiederverwertung in einer niedrigeren Qualitätsstufe stattfindet, und in das Upcycling, bei dem aus niederwertigen Ausgangsmaterialien hochwertigere entstehen. Kunststoffverpackungen sind hierbei ein Beispiel für das Downcycling: Eine recycelte Lebensmittelverpackung aus Plastik kann im Rahmen der Wiederverwertung aufgrund ihrer Ausgangsstoffe und Verunreinigungen oft nicht für den erneuten Einsatz als Lebensmittelverpackung dienen, weshalb die Rezyklate für andere Produkte Verwendung finden, z.B. als Folien oder in Fleecestoffe. Ein hochwertiger Recyclingprozess wäre zwar auch möglich, gestaltet sich für Unternehmen verglichen mit den Kosten der Neuproduktion jedoch als unwirtschaftlich.
Recycling und die Klimabilanz
Recycling spart und schützt jedoch nicht nur wertvolle natürliche Ressourcen, sondern ist gleichzeitig auch klimafreundlich. Zwar fallen auch bei der Aufbereitung von Materialien Treibhausgase durch den Einsatz von Maschinen und Energie an, jedoch sind diese meist um ein Vielfaches geringer als bei Abbau, Reinigung und Veredelung von Rohstoffen. Einer Studie des schwedischen Umweltwissenschaftlers Karl Hillmann zufolge können bei der Herstellung von Plastikverpackungen, Papier oder Glas durch Recycling verglichen mit der Neuproduktion rund ein Drittel der Emissionen eingespart werden. Bei Aluminium verursacht die Neuproduktion eines Kilogramms aufgrund der Gewinnung des Ausgangsstoffs Tonerde und die energieintensive Aufbereitung in Aluminiumhütten rund 11 Kilogramm CO2-Äquivalent, während es bei der Wiedergewinnung durch Recycling nur 0,4 Kilogramm sind.
Nachhaltigkeit hat sich längst zu einen zentralen wirtschaftlicher Erfolgsfaktor entwickelt. Durch eine klare Bekenntnis zu Umwelt und Gesellschaft sowie ein aktives Nachhaltigkeitsmanagement erfüllen Unternehmen zum einen die Anforderungen von Politik und Öffentlichkeit und leisten ihren Beitrag zur Erreichung der globalen Klimazielen. Neben dem Aufbau eines Wettbewerbsvorteils können durch die Reduzierung von CO2-Emissionen gleichzeitig auch monetäre Effekte erzielt werden – spätestens seit der Einführung der CO2-Bepreisung und der damit perspektivischen Kostensteigerung energieintensiver Güter. Um auf das Beispiel der Kunststoffverpackung zurückzukommen: Da Erdöl der Ausgangsstoff für Plastik ist, dürfte sich das Verhältnis der Kosten für den Einsatz von neuproduzierten vergleichen mit recycelten Material zukünftig verschieben.
Der Einsatz recycelter Rohstoffe kann also einen unmittelbaren Effekt auf den ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens haben, seine Klimabilanz und damit gleichzeitig seinen Unternehmenswert. Insbesondere bei der Berechnung der Scope 3-Emissionen bietet sich hier teils enormes Einsparpotenzial, so dass sich oft eine detaillierte Betrachtung lohnt. Dabei sollten zum einen die selbst verwendeten Roh- und Hilfsstoffe genauer untersucht werden, bei denen ein Unternehmen einen unmittelbaren Einfluss auf den Einkauf und die Herkunft hat. Darüber hinaus kann im Rahmen eines aktiven Lieferantenmanagements aber auch die Qualität und Herkunft zugekaufter Materialien und Güter beeinflusst werden, beispielsweise durch die Vorgabe und Sicherstellung der Einhaltung von Recyclingvorschriften innerhalb der Lieferkette.
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