Verschiedene Wege des nachhaltigen Produktes
Beginnen sollte man mit dem ersten Mythos: Was bitte ist ein nachhaltiges Produkt? Bedeutet Nachhaltigkeit wirtschaftlich sinnvoll eingesetzte Ressourcen? Ist nachhaltig nur was ökologisch ist? Oder ist CO2 Neutralität der einzige Weg zur Nachhaltigkeit? Und wo bleibt da der Corporate Social Responsibility Ansatz?
In einer aktuellen Kundenbefragung eines Schuhherstellers zu der Wichtigkeit von Nachhaltigkeit beim Schuhkauf und der anschließenden Möglichkeit freier Formulierung des Schwerpunkts der Nachhaltigkeit gab es sehr differenzierte Antworten bei den Kunden, denen Nachhaltigkeit sehr wichtig war: „vegane Schuhen“, „kein Kauf von Lederschuhen“, „keine Produktion in Asien und Verschiffung quer über den Planeten“, „Nutzung von Leder, wo die Tiere bereits anderen landwirtschaftlichen Nutzen gespendet haben“ bis hin zur „Nutzung von reinen Naturmaterialien – z.B. Kork“. Jedoch ließ sich an einer Stelle eine Bündelung von Antworten erkennen selbst bei den Kunden, die der Nachhaltigkeit nur eine hohe und nicht sehr hohe Wichtigkeit gaben: „lange Nutzbarkeit und Haltbarkeit“.
Lebensdauer von Produkten
Lässt man die Aspekte Fashion, Trend und Innovation einmal beiseite, die einer langen Nutzbarkeit entgegenstehen, könnte aus den Kundenaussagen zur gewünschten Dauer der Nutzung des Produktes und damit einhergehend, dem erhöhten Qualitätsanspruch, eine Nachhaltigkeit erkennbar sein. Aus Kundensicht lässt sich nun vereinfacht eine Analyse durchführen und man erweitert eine klassische total cost of ownership Analyse um den Faktor CO2. Kann man ein Produkt länger nutzen und hat so die Möglichkeit durch Wartung/ Instandhaltung/ Reparatur eine Neuanschaffung zu verhindern, so reduziert sich der Anteil der eingesetzten Ressourcen inklusive dem dafür nötigen CO2 Ausstoß natürlich massiv im Vergleich zu einem minderwertigen Produkt, dass ab einem bestimmten Punkt keine Möglichkeit der weiteren Nutzung sondern nur noch die Ersatzbeschaffung mit großem Ressourceneinsatz vorsieht.
Cradle to Grave CO2 Emission
Heute wird in der Automobilindustrie schon mit sogenannten Cradle to Grave Analysen gerechnet und sehr detailliert auch die CO2 Emissionen und deren Kosten in den verschiedenen Schritten von Material über die eigentliche Produktion, Wartung bis hin zur Entsorgung entstehen. Da aus Kostengründen immer günstigere Material-, Produktions- und Herstellungsmöglichkeiten weltweit gesucht wurden, kommt nun ein ganz neuer Aspekt im Entscheidungskriterium der Zukunft hinzu. Zukünftige Supply Chains werden nicht mehr nur unter Kostengesichtspunkten, sondern auch nach Aspekten der CO2 Emissionen gestaltet werden müssen. Und dieses Entscheidungskriterium wird auch den Konsumenten erreichen, eine Angabe über den CO2-Fußabdruck analog der Energiewerte im Lebensmittelsektor kann und sollte nicht ausgeschlossen werden. Und spätestens in dem Moment ist ein Konsument in der Lage einen einfachen CO2 Vergleich über seine erwartete Nutzungsdauer des Produktes herzustellen so wie er es heute schon in Hinsicht auf sein eingesetztes Kapital macht.
Die Korrelation von hoher Qualität, Langlebigkeit und einer wahrgenommenen Nachhaltigkeit lässt sich im Consumer Goods Sektor sicherlich auf viele Produkte übertragen. Doch fehlt es aktuell noch an der geforderten Transparenz über die unterschiedlichen CO2 Emissionen damit der Konsument in der Lage ist zwei Produkte auch vor diesem Hintergrund voneinander zu unterscheiden. Diese Transparenz wird durch viele aktuelle Themen gefordert und notwendig. Nicht zuletzt durch zusätzliche zukünftige Kosten die im Bereich der CO2 Bepreisung bei jedem einzelnen Produkt berücksichtigt werden müssen.
Rainer den Ouden
Partner, ADCONIA GmbH
Sinja Krauskopf
Consultant, ADCONIA GmbH