Die Pandemie schärft den Blick aufs Wesentliche

Was haben wir sie satt…. Die Pandemie zehrt an den Nerven der Bevölkerung und vor allem auch an den Nerven derer, die unternehmerische Verantwortung tragen. Ein permanenter Ausnahmezustand. Seit einem Jahr. Ein Ende ist nicht klar absehbar. „Schönwetter-Management“ steht derzeit nicht auf der Agenda der meisten Branchen. Untätigkeit, soweit man nicht dazu gezwungen wird, ist allerdings in den uns bekannten Unternehmen nicht gegeben. Im Gegenteil. Spätestens seit Sommer 2020 nutzen viele Unternehmer die Ausnahmesituation dazu sich neu aufzustellen. Während in der Hochkonjunkturphase Veränderungen in Unternehmensstrukturen und Prozessen gerne auf die berühmte lange Bank verschoben wurden, werden sie jetzt (vielleicht auch aus der Not heraus) mit Nachdruck angeschoben.

Bei der durch ADCONIA zwei Mal Jahr erhobenen Umfrage „Top Trending Topics für Einkauf & Supply Chain“ schärft sich der Fokus auf vor allem auf zwei Themenbereiche:

  1. Beschleunigung der Digitalisierung
  2. Nachhaltigkeit der Lieferketten

Wirklich neu sind diese Themen zwar nicht. Neu ist allerdings der Nachdruck dem wir jetzt, angefangen vom C-Level bis in den operativen Bereich hinein, hinsichtlich der Neuaufstellung und Umsetzung beobachten und erleben dürfen. Dabei spielen diese beiden Aspekte während und mit Sicherheit auch nach der Pandemie eine entscheidende Rolle für die Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig sind sie wie siamesische Zwillinge miteinander verknüpft.

Spätestens jetzt zahlt sich eine durchgängige Digitalisierung der Einkaufs- und Supply Chain Prozesse aus. Unabhängig von der Homeoffice-Situation können alle Ebenen auf die selben Informationen, Entscheidungsinstrumente und Statusberichte zurückgreifen und aktiv agieren. Spannend dabei war zu beobachten, wie dadurch z.B. ein aktives Risikomanagement in kriselnden Lieferketten bei den Strukturen möglich war. Insbesondere da, wo man schon in den vergangenen Jahren und Quartalen die Lieferprozesse bereinigt, das Lieferantenmanagement optimiert und dieses bereichsübergreifend mit den wesentlichen Stufen der internen Wertschöpfung digital verknüpft hatte.

Soweit die Prozesse in der Wertschöpfungsstufen sauber aufgestellt sind und eine Digitalisierung darauf basierend durchgeführt wurde bzw. wird, kann parallel die Frage nach der Nachhaltigkeit der eigenen Lieferkette gestellt und angegangen werden. Denn allein das Bekenntnis nachhaltig zu wirtschaften reicht in Hinblick auf das anstehende Lieferkettengesetz nicht mehr aus. Spätestens nach der kommenden Bundestagswahl wird in Deutschland, zeitgleich aber auch in den meisten europäischen Nachbarländern eine gesetzliche Verpflichtung implementiert, die den Unternehmen vorgibt, in welcher Form ihr unternehmerisches Handeln auch in der grenzübergreifenden Lieferkette ethisch, ökologisch und rechtlich transparent sein muss. Und die Lieferkette endet nicht beim eigenen Lieferanten, sondern geht die gesamte Wertschöpfungskette entlang weiter. Die Schwelle der wirtschaftlichen Zumutbarkeit für den Unternehmer, seine Lieferketten nachhaltig zu gestalten und dieses vor allem dauerhaft zu dokumentieren, nachzuweisen und zu überwachen/zu managen, wird aller Voraussicht herausfordernd werden.

Meine Meinung: Wehe dem, der dieses sehenden Auges ähnlich angeht, wie viele Verantwortliche vor wenigen Jahren das zuvor seit langem bekannte, aber konsequent ignorierte Bürokratiemonster der EU-Datenschutzverordnung. Es wird das Unternehmen überrollen. Hektisches, zeitknappes Handeln wird zu einer mangelhaften und teuren Umsetzung führen. Dabei kann konsequent, nach diesen Kriterien durchgeführtes Lieferantenmanagement genau das vermeiden. Das haben zum Glück viele Manager, folgt man ihren Aussagen in der von uns gemachten Erhebung, rechtzeitig erkannt. Und sie handeln bzw. haben es auf die Agenda ihrer strategischen Hausaufgaben gesetzt, wie wir es zunehmend in aktuellen Projekten bei unseren Kunden merken.

Meine Empfehlung: Schauen Sie auf unsere aktuellen Umfrageergebnisse der „Top Trending Topics für Einkauf & Supply Chain“. Spiegel Sie dabei für einen Moment kritisch Ihren eigenen Verantwortungsbereich. Wenn die Pandemie uns auch in vielem einschränkt – zukunftsweisend für das eigene Unternehmen in den genannten Bereichen tätig zu werden gehört nicht zu den Einschränkungen!

ADCONIA dankt allen Teilnehmern der erneuten Umfrage und freut sich wieder auf die Rückfragen, Anmerkungen, Gespräche und Diskussionen, wie wir sie nach den letzten Veröffentlichungen wahrgenommen haben.

 

Oberhausen, im Februar 2021

Gregor van Ackeren
Managing Partner, ADCONIA