
Sven Cames
Erfolgsfaktoren eines professionellen Projektmanagements
Im November-EINBLICK beleuchten wir die Erfolgsfaktoren eines professionellen Projektmanagements. Warum scheitern so viele Projekte – und was macht erfolgreiche aus? Der EINBLICK zeigt, welche Rolle klare Ziele, adaptive Planung, Kommunikation und Führung spielen – und wie das Project Management Office (PMO) als strategischer Erfolgsfaktor Projektmanagement nachhaltig auf ein neues Niveau hebt.
Oberhausen, November 2025. Die Statistiken sind ernüchternd: Lediglich 19% der Projekte gelten als erfolgreich abgeschlossen (KPMG-Studie 2019). Die Ursachen sind dabei keineswegs zufällig, sondern folgen erkennbaren Mustern: unklare Zielsetzungen, mangelhafte Kommunikation, unrealistische Zeitpläne, fehlendes Risikomanagement und unzureichende Ressourcenplanung. Das Problem liegt nicht im fehlenden Wissen über Erfolgsfaktoren, sondern in deren inkonsistenter Anwendung.
Die fünf Säulen des Projekterfolgs
- Strategische Klarheit und Zieldefinition
Der Grundstein für jeden Projekterfolg wird in der Initiierungsphase gelegt. Ziele müssen nicht nur klar definiert, sondern auch realistisch und strategisch ausgerichtet sein. Viele Projekte scheitern, weil ihr Beitrag zum Unternehmenswert nicht messbar definiert wurde.
Die DIN 69909-1 betont: Professionelles Projektmanagement bedeutet nicht nur, ein Projekt termingerecht abzuschließen, sondern das richtige Projekt auszuwählen und durchzuführen. Hier spielt das PMO eine zentrale Rolle durch standardisierte Projektbewertung und strategische Portfoliosteuerung, die sicherstellt, dass nur wertschöpfende Projekte gestartet werden.
- Robuste und adaptive Planung
Die Planungsphase bildet das Fundament des gesamten Projektablaufs. Jedoch ist das klassische Verständnis einer einmaligen, linearen Planung nicht mehr zeitgemäß. Moderne Projekte erfordern adaptive Planungsansätze wie die „Rolling Wave“-Planung, bei der Pläne regelmäßig aktualisiert werden.
Unrealistische Zeit- und Ressourcenpläne führen zu einem Teufelskreis aus Terminverzögerungen und Qualitätseinbußen. Das Elbphilharmonie-Projekt demonstriert eindrücklich, wie unzureichende Planung zu massiven Verzögerungen und Kostenüberschreitungen führt. Das PMO unterstützt hier durch standardisierte Planungsvorlagen, Ressourcenkoordination zwischen Projekten und frühzeitige Identifikation von Planungsrisiken durch projektübergreifende Analysen.
- Effektive Kommunikation und Stakeholder-Management
Kommunikation gilt als Lebenselixier des Projekts. Klare Kommunikationswege und moderne Kollaborationstools sind essenziell für den Informationsfluss. Gleichzeitig ist strategisches Stakeholder-Management unverzichtbar.
Die Stakeholder-Matrix, die Einfluss und Interesse der Beteiligten bewertet, dient als zentrales Instrument. Schlechte Kommunikation ist primär ein kulturelles Problem: Eine fehlende Vertrauensbasis zwischen Fachbereichen ist laut Hays-Studie ein Hauptgrund für Projektscheitern. Eine starke Projektkultur mit konstruktiver Feedback-Kultur ist die Grundlage für effektives Team- und Stakeholder-Management.
- Der Faktor Mensch: Führung und Teamdynamik
Der Projekterfolg hängt maßgeblich von der menschlichen Komponente ab. Die Projektleitung hat sich vom Verwalter zum strategischen Leader entwickelt. Neben fachlichen Kenntnissen sind soziale Kompetenzen wie emotionale Belastbarkeit und Problemlösungsbereitschaft entscheidend.
Das Tuckman-Modell der Teamentwicklung (Forming, Storming, Norming, Performing) bietet einen wertvollen Rahmen für das Verständnis der Teamdynamik. Entscheidend ist die Erkenntnis: Teamwork und Motivation sind oft nicht die Ursache, sondern ein Ausdruck eines bereits gut geführten Projekts. Das PMO stärkt die Führungskompetenzen durch systematische Projektleiter-Entwicklung, Coaching-Programme und die Bereitstellung bewährter Leadership-Tools.
- Integriertes Risiko- und Qualitätsmanagement
Risikomanagement startet bereits vor Projektbeginn und umfasst die systematische Identifizierung, Bewertung und Behandlung von Risiken. Der Risikowert errechnet sich aus Eintrittswahrscheinlichkeit × Tragweite. Daraus leiten sich vier Strategien ab: Vermeiden, Reduzieren, Verlagern oder Akzeptieren.
Qualitätsmanagement ist kein einmaliger Prüfvorgang, sondern ein kontinuierlicher Begleiter aller Projektphasen. Die Integration von ISO 9001-Prinzipien bietet Vorteile durch Prozessstandardisierung und kontinuierliche Verbesserung. Risiko- und Qualitätsmanagement sind integrale Bestandteile der Projektsteuerung, keine isolierten Disziplinen.
Organisationale Erfolgsfaktoren: Unternehmenskultur als Erfolgstreiber
Der Projekterfolg hängt maßgeblich von der Unternehmenskultur ab. Die Synergie zwischen Unternehmens- und Projektkultur ist wesentlich: Harmonieren beide, werden Projekte als integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie wahrgenommen, nicht als isolierte Vorhaben.
Das Project Management Office (PMO) als strategischer Erfolgsmultiplikator
Das PMO ist weit mehr als eine administrative Unterstützungseinheit – es fungiert als strategische Schaltzentrale und Erfolgsmultiplikator für die gesamte Projektlandschaft eines Unternehmens. Seine Bedeutung zeigt sich in drei zentralen Dimensionen:
- Strategische Ausrichtung und Governance: Das PMO stellt sicher, dass alle Projekte konsequent an der Unternehmensstrategie ausgerichtet sind. Es entwickelt und überwacht Projektportfolios, priorisiert Vorhaben nach strategischem Wert und verhindert Ressourcenverschwendung durch unkoordinierte Einzelaktivitäten. Durch standardisierte Bewertungskriterien und Entscheidungsprozesse schafft es Transparenz bei der Projektauswahl.
- Methodische Exzellenz und Wissensmanagement: Als Zentrum der PM-Kompetenz etabliert das PMO einheitliche Standards, Vorlagen und Best Practices. Es fungiert als interner Berater für Projektleiter, bietet Coaching und Mentoring und sorgt für kontinuierliche Weiterbildung. Durch die systematische Sammlung und Auswertung von Projekterfahrungen (Lessons Learned) wird organisationales Lernen institutionalisiert.
- Operationale Effizienz und Risikominimierung: Das PMO überwacht kritische Erfolgsfaktoren über alle Projekte hinweg, identifiziert frühzeitig Problemsignale und koordiniert Gegenmaßnahmen. Es löst Ressourcenkonflikte zwischen Projekten und optimiert die Auslastung. Durch standardisierte Reporting-Strukturen schafft es Transparenz für das Management und ermöglicht datenbasierte Entscheidungen.
ADCONIAs Ausblick
Professionelles Projektmanagement verbindet operative Exzellenz, menschliche Führung und unterstützende Unternehmenskultur. Die häufigsten Gründe beim Scheitern sind vermeidbare Fehler in Initiierungs- und Planungsphase. Das PMO erweist sich dabei als kritischer Erfolgsfaktor – es transformiert Projektmanagement von reaktivem Krisenmanagement zu proaktiver strategischer Steuerung.
Die Zukunft wird geprägt durch die Integration von KI zur Automatisierung von Routineaufgaben, cloud-basierte Kollaborationstools und verstärktes Change Management in digitalisierten Umfeldern. PMOs werden zunehmend zu „Centers of Excellence“ für digitale Transformation und agile Arbeitsweisen.
Die zentrale Botschaft: Projekterfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines ganzheitlichen Ansatzes, der „Hard Skills“ und „Soft Skills“ nahtlos integriert. Das PMO fungiert als Katalysator dieses Ansatzes – es institutionalisiert Exzellenz und macht Erfolg skalierbar. In einer komplexer werdenden Welt wird ein reifes PMO zur entscheidenden Grundlage der Wettbewerbsfähigkeit.
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