Lieferkettengesetz

Lieferkettengesetz: Jeder weiß davon – wenige Unternehmen handeln

Unternehmerische Ignoranz wird die Herausforderungen von „NAP“ & Lieferkettengesetz nicht schmälern. Im Gegenteil.

Schon im Dezember 2016 verabschiedete die Bundes­regierung den Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte (NAP). Darin beschreibt die Regierung die explizite Verant­wortung von deutschen Unternehmen für die Achtung der Menschenrechte, national und international.

Das immer häufiger in der Presse erwähnte Lieferkettengesetz ist eine logische Konsequenz, wenn man die im NAP verankerten Werte in der Wirtschaft operativ umsetzen will. Die von den Wirtschaftsverbänden geäußerten Bedenken dagegen, sind nachvollziehbar. Der Aufwand und der Anspruch hinsichtlich Transparenz der gesamten Wertschöpfungskette, also angefangen von der Rohstoffgewinnung, bis zur Auslieferung an den Kunden, hat es in sich.

Erstaunlich ist allerdings die fast stoische Ignoranz vieler Unternehmen sich dieses Themas aktiv anzunehmen. Es erinnert ein wenig an die Situation vor der neuen Datschenschutzverordnung, die seit Jahren bekannt war und am Ende zu fast chaotischen und sehr teuren Umstellungen geführt hat. Dabei hätte man sich strukturiert vorbereiten können.

Lieferkettengesetz wird kommen

Ein – wie auch immer geartetes – Lieferkettengesetz wird kommen. Jetzt ist der Zeitpunkt für Unternehmer sich der Sache anzunehmen. Transparenz in der eigenen Supply Chain, inkl. der seiner wesentlichen Lieferanten, ist die Voraussetzung. Gleichzeitig schafft dieses aber auch den Freiraum, ein strukturiertes und effizientes Lieferanten– und Kostenmanagement aufzubauen. Es schafft auch die Voraussetzung, aktuell noch aufwendig betriebene Prozesse zeitnah zu digitalisieren.

Die Methoden, Prozesse und auch Tools hierfür (in der Reihenfolge) existieren heute schon. Einer Umsetzung steht nichts im Wege und finanziert sich erfahrungsgemäß schon innerhalb der ersten 12 Monate von selbst. Vielleicht ist die durch Entwicklungsminister Gerd Müller und Arbeitsminister Hubertus Heil am 14. Juli 2020 eindringlich vorgetragene Forderung nach einem nationalen Lieferkettengesetz, der zwar lästige, aber notwendige Weckruf an die deutsche Wirtschaft hier endlich aufzuwachen. Einige namhafte Unternehmen schreiten schon voran. Wer jetzt noch zögert verschenkt jetzt Geld und mittelfristig Wettbewerbsvorteile. Und wer kann sich diese Art von Ignoranz wirklich leisten?

 

Gregor van Ackeren

Managing Director, ADCONIA GmbH

Quelle:  https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/menschenrechte-streit-um-lieferkettengesetz-heil-und-muellers-stellen-sich-gegen-altmaier/26003264.html