Global Scourcing

Global Sourcing – Standardtool oder aus der Mode gekommen?

Vor über 20 Jahren ging durch die Einkaufsabteilungen ein großer Ruck. Der Vorwurf man dürfe nicht immer nur um den berühmten Kirchturm einkaufen, mussten sich alle Einkaufsverantwortlichen gefallen lassen. „Haben Sie schon mal weltweit Lieferanten für Ihr Material gesucht?“ war eine Standardfrage in jedem Einkaufsprojekt. Global Sourcing war ein absoluter Trend und Muster wurden wild durch die Welt geschickt. Kulturelle Unterschiede, verlängerte Lieferzeiten, Transport- und Zollkosten und unterschiedliche Qualitätsansprüche weitestgehend ignoriert und Hauptsache man hatte mindestens einen englischsprachigen oder in Dollar abzurechnenden Lieferanten vorzuweisen.

Aus dem Trend Global Sourcing wurde aber anschließend ein Tool im Werkzeugkasten des Einkaufs. In einigen Branchen und Warengruppen war es gar nicht mehr wegzudenken, denn der Kostendruck und Beitrag zur Marge machte es notwendig in Low Cost Countries Lieferanten zu identifizieren und so global zu sourcen. Egal ob es in Industrien wie Fashion oder auch Elektronik war, die schon fast traditionell eher aus dem asiatischen Raum eingekauft haben.

Heutige Situation

Pandemie, Lockdowns und komplexe Lieferketten haben uns die Schwächen, Schwierigkeiten und das Risiko des Global Sourcing deutlich aufgezeigt. Globaler Einkauf hat im Normalfall längere Vorlaufzeiten, die eine Reaktion positiv oder negativ auf kurzfristige Ereignisse nur mit gewissen Verlusten entweder für den Lieferanten oder den Einkäufer ermöglichen. Und in Extremsituationen zeigen sich dann auch kulturelle Unterschiede sehr deutlich, die man im Tagesgeschäft eigentlich von beiden Seiten sehr gut gemanaged hat. Mal abgesehen davon, dass es sehr unterschiedliche Infektionsvorkommen, Regelungen und Vorgaben innerhalb der Länder gab. Selbst bei einem European Sourcing konnte man im Frühjahr 2020 keine benötigten Waren aus Italien im schlimmsten Fall bekommen.

Ein weiterer Aspekt ist der politische Protektionismus einiger Länder – auch schon vor der Pandemie. Dieser hat sich nun durch all die Rettungspakete erhöht und wo es möglich sein wird, werden für die kommenden Jahre inländische Maßnahmen und Waren bevorzugt werden. Dies ist aber nur eine Vermutung, denn Politiker versuchen Ihre nächste Wahl zu sichern und daher sollte die eigene Wirtschaft als erstes wieder Fahrt aufnehmen und die getroffenen Maßnahmen viel Wirkung zeigen.

Der aktuelle Trend der Nachhaltigkeit ist eine weitere Herausforderung für das Global Sourcing. Vorzeigeunternehmen agieren schon seit Jahren im globalen Einkauf über weitergehende Aspekte als den klassischen CSR Anspruch. Und doch sind CO² Verbrauch der Transportkette auf dem Weg zum Kunden und schwer kontrollierbare tägliche Einhaltung der Vorgaben zur Nachhaltigkeiten ein klarer Nachteil. Ein Produzent in Vietnam hat einmal so passend formuliert: „If you request European Standards in Production and sustainability you pay the price of European production.”

Weltweit ist ein Made in Europe oder Made in USA weiterhin ein Qualitätsversprechen für Kunden. Kunden verbinden automatisch mit einem Herstellungsland ein Qualitätsniveau. Bei gefühlter geringerer Qualität und einem geringeren Preis ist der Hang zur Entsorgung und entgegen der Kreislaufwirtschaft eher ausgeprägt. Die heranwachsende Generation der Fridays for future wird der Wegwerfgesellschaft einen neue Sichtweise aufzeigen müssen, da Ressourcen bekanntermaßen beschränkt sind und nachhaltiges Handeln immer wichtiger für Unternehmen wird.

Fazit

War dies dann der Todesstoß für Global Sourcing? Auch wenn der aktuelle Trend eher wieder zu kürzeren Lieferketten rund um den Kirchturm zu zeigen scheint, bleibt der Kostendruck immer ein Entscheidungskriterium bei Einkaufsentscheidungen. Global Sourcing wird sich wandeln müssen und an Flexibilität und Nachhaltigkeit wachsen müssen. Die weltweiten komplexen Lieferketten werden bestehen bleiben aber die Form wird sich verändern.

Konnten wir Ihr Interesse wecken? Wir als ADCONIA GmbH verfügen über die nötigen Kompetenzen und den Erfahrungsschatz, Kunden bei der Definition und Umsetzung für den globalen Einkauf zu begleiten. Gerne stehen wir Ihnen bei Fragen zur Verfügung.

 

Rainer den Ouden

Partner, ADCONIA GmbH