Green Procurement

Green Procurement – Wie Unternehmen fair, nachhaltig und ökologisch einkaufen

Fairtrade, Bio, CSR-Konformität, Klimaneutralität etc. sind nur Beispiele für Kaufkriterien der Konsumenten durch ein gesteigertes Bedürfnis nach Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Diese Entwicklung beeinflusst zunehmend den Einkauf öffentlicher Einrichtungen, aber auch von Wirtschaftsunternehmen. Der jeweilige Einkauf übernimmt eine Schlüsselposition und trägt entscheidend dazu bei, aus Worten Taten werden zu lassen und damit „grüne“ Beschaffungsstrategien zu implementieren.

Der Einkauf muss heute mehr denn je auf niedrige Emissionswerte und die Einhaltung von Umweltschutzvorgaben achten. Dazu spielen zudem faire Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern der Produkte eine wichtige Rolle bei der Wahl des Zulieferers. Des Weiteren lassen sich durch umweltschonende und damit energie- und kosteneffiziente Produktionsweisen signifikante Einsparungseffekte generieren und es wird neuer Raum für Image- und Marketingkampagnen für die grüner werdenden Unternehmen geschaffen.

Kritische Einkaufsthemen

Bei einer Neuinvestition in eine Anlage stellt sich zum Beispiel die Frage, ob diese mit Öl, Gas oder Strom betrieben werden sollte. Ziel ist die Reduzierung des „Carbon Footprint“ und die damit verbesserte CO2-Bilanz, die zu einer Reduzierung von CO2-Emissionen und damit zu Kostensenkungen führen kann. Betrachtet man den relativen Anteil der Kosten für CO2-Emissionen, werden deutliche Unterschiede zwischen Unternehmen erkennbar. Herausforderung ist hier, das richtige Kosten-Nutzen-Verhältnis zu ermitteln, um grüner zu werden, jedoch keine völlig überteuerten Preise zu bezahlen.

Ein weiteres Beispiel sind Konfliktmineralien. Nicht selten fließen die Einnahmen aus dem Verkauf von diesen Rohstoffen auf die Konten von Bürgerkriegsparteien und finanzieren auf diese Weise Konflikte, wie z.B. im Kongo. Die schlechten Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne drücken die Preise von Konfliktrohstoffen und sind dadurch aus Kostengesichtspunkten für viele Unternehmen sehr attraktiv. Wird jedoch bekannt, dass Konfliktmineralien in der Produktion genutzt werden, schadet dies dem Image des Unternehmens enorm.

Wie können Firmen sicherstellen, dass sie nur faire und „grüne“ Produkte einkaufen?

Kostenziele vs. Nachhaltigkeitsziele

Nachhaltigkeit und Kosten können, müssen sich aber nicht gegenseitig ausschließen. Unternehmen müssen die Anforderungen, die sich z. B. aus Corporate-Governance-Vorgaben (umweltbewusstes Auftreten) oder Produktanforderungen (Umweltverträglichkeit) ergeben, in Spezifikationen umsetzen. Specs sind nicht nur für Rohstoffe, sondern auch für eigene und zugekaufte Fertigungsprozesse, Transportleistungen, Lagerhaltung und Entsorgung umzusetzen. Eine Folge der neuen Leistungsbeschreibungen, die über die klassischen Leistungsbeschreibungen hinaus gehen, kann die Suche und Auswahl von neuen Lieferanten oder Produkten sein.

Zudem ist der Einkauf bei der Erzielung von klassischen Einkaufsvorteilen gefordert. Für die Betrachtung der Gesamtkosten müssen anfallende Umweltabgaben mit einbezogen werden. Die Aufgabe des Einkaufs liegt aber auch in der strategischen Betrachtung der Gesamtkosten.

Oftmals werden jedoch in Einkaufs- oder Supply Chain Abteilungen nachhaltige Konzepte verworfen, da nicht die positiven wirtschaftlichen Effekte, sondern nur auf die Kosten im Fokus stehen. Vergessen wird, dass durch umweltfreundliche Beschaffung sogar Einsparungen möglich sind. So kann beispielsweise der Einkauf von energieeffizient erzeugten Produkten langfristig für geringere Betriebskosten sorgen.

Kurzum: Das Interesse auf Kundenseite für Green Procurement ist hoch und die Liste der wirtschaftlichen Vorteile lang. Durch einen Kulturwandel muss zunächst das entsprechende Bewusstsein in der Organisation geschaffen und anschließend die Prozesse „grün“ gestaltet werden.

 

Sinja Krauskopf

Consultant, ADCONIA GmbH