Risikomanagement

Alle Gefahren im Blick? Beispiele für Risikomanagement-Indikatoren

Bereits in der Vergangenheit berichteten wir über die Rahmenbedingungen eines modernen Risikomanagements im Einkauf und seines Stellenwertes zur Risikominimierung im Unternehmen. Längst reicht es nicht mehr aus, den Bonitätsindex seiner Geschäftspartner zu beobachten. Unter einem effektiven Risikomanagement ist vielmehr eine ganzheitliche Betrachtung von Gefährdungen für ein Unternehmen entlang weltweiter Lieferketten im Rahmen eines kontinuierlichen Prozesses zu verstehen. Hierzu eignen sich eine Reihe von Indikatoren zur Risikobetrachtung, wobei die Relevanz und Auswahl einzelner Faktoren unternehmens-individuell zu erfolgen hat. Es sollten alle potenziellen Risiken kontinuierlich beobachtet werden, um im Vorfeld Gegenstrategien zu planen und im Falle eines Falles rasch die Einleitung von Risikoabwehrmaßnahmen einleiten zu können.

Im Folgenden möchten wir Ihnen einige Beispiele aus der Praxis vorstellen. Bei manchem hiervon mag man die Möglichkeit als Indikatoren eines Risikomanagements zunächst nicht unmittelbar sehen.

Bündelungsintensität

Häufig wird eine Bündelung im Bereich des Einkaufs angestrebt, um höhere Volumina und dadurch bedingt bessere Konditionen zu erzielen. Nicht außer Acht gelassen werden hierbei darf jedoch die gleichzeitig steigende Abhängigkeit des einkaufenden Unternehmens von dem einen Lieferanten, die wiederum ein verstärktes Risiko für ein Unternehmen darstellt, sollte dieser Lieferant ausfallen. Gleichzeitig birgt die Konzentration eines Lieferanten auf einen oder wenige Kunden die Gefahr, dass es bei Ausfällen oder Stornos zu Gewinnrückgängen, Liquiditätsproblemen und dadurch bedingt zu Ausfällen beim Geschäftspartner kommt. Es gilt also stets, ein vertretbares Verhältnis zwischen den Vorteilen einer Bündelung und den Risiken einer Lieferantenabhängigkeit zu avisieren.

Mengen- und Qualitätstreue

Kann Menge oder Qualität durch einen Zulieferer nicht eingehalten werden, muss auf andere Materialien zurückgegriffen werden, welche eventuell eine geringere Qualität ausweisen, längere Lieferzeiten haben oder aber teurer sind als die ursprünglich geplanten. Die Folge sind Verzögerungen oder Qualitätseinbußen in der eigenen Produktion oder eine Kostensteigerung. Kennzahlen zum Monitoring der eigenen Zulieferer wie beispielsweise „in full“, „on time“ oder die Reklamationsrate können aus Vergangenheitsdaten in der Zusammenarbeit mit diesen gezogen werden.

Baltic Exchange Dry Index

Der Baltic Exchange Dry Index (BDI) wird täglich von der Baltic Exchange in London veröffentlicht und stellt einen wichtigen Preisindex für das weltweite Verschiffen von Hauptfrachtgütern im Trockenschüttgüterverkehr auf Hauptfrachtrouten dar. Beeinflusst wird der Index vom zur Verfügung stehenden Schiffsladeraum, Hafenkapazitäten sowie saisonalen Schwankungen.

Der BDI gilt als Seismograf der Weltwirtschaft. Dies liegt darin begründet, dass er präzise die Verschiffungskosten und Volumina von Rohstoffen wie beispielsweise Kohle, Eisenerz, Kies und Getreide ermittelt. Er zeigt dabei nicht nur die Entwicklung der Transportkosten an, sondern gibt indirekt auch Rückschlüsse auf Rohstoffe und die Weltwirtschaft. Eine Aufwärtsbewegung des BDI signalisiert eine steigende Anzahl von Gütern, d.h. eine steigende Nachfrage und hierdurch bedingt sowohl steigende Verschiffungs- und auch Rohstoffkosten. Die Volumina der gehandelten Rohstoffe wiederum lassen Rückschlüsse auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zu. Der Vorlauf des BDI beträgt in der Regel acht bis zwölf Monate.

Korruptionswahrnehmungsindex & Ökologischer Fußabdruck

In Zeiten, in denen die Themen Nachhaltigkeit und Compliance vermehrten Einfluss auf Verbraucherentscheidungen und damit den Unternehmenserfolg haben, ergeben sich auch in diesem Bereich mögliche Risiken, die es im Rahmen eines Risikomanagements zu monitoren gilt.

Produkte oder Lieferanten aus Ländern mit einer hohen Korruptionswahrnehmung bergen deshalb gleichzeitig ein erhöhtes Risiko eines Imageschadens. Der Corruption Perceptions Index (CPI) vom Internationalen Sekretariat von Transparency International ist der weltweit bekannteste Korruptionsindex, der 180 Länder nach dem Grad der in Politik und Verwaltung wahrgenommenen Korruption beurteilt. Gleichzeitig kann ebenso die negative Entwicklung des CO2-Fußabdruckes eines zuliefernden Unternehmens Auswirkungen auf das eigene Unternehmensimage haben.

Währungskurse

Bei globalen Lieferketten sind Kosten häufig intensiv von Wechselkursen abhängig. Wechselkursschwankungen sind nur schwer vorhersehbar, können aber einen starken finanziellen Schaden nach sich ziehen.

Dies war nur ein kleiner Auszug möglicher Indikatoren zur Bewertung von Risikoobjekten wie Lieferanten, Ländern oder Warengruppen im Rahmen eines Konzepts zum Risikomanagement im Einkauf. Zur Definition und Implementierung eines erfolgreichen Konzepts zum Risikomanagement sind dabei stets sie Anforderungen einer jeden Einkaufsorganisation individuell zu berücksichtigen. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Gerne vertiefen wir den Austausch zum Thema mit Ihnen.

 

Gregor van Ackeren

Managing Director, ADCONIA GmbH

Jessica Murawski

Managing Director, ADCONIA GmbH