Risikomanagement

Risikomanagement: Haben Sie alle Gefahren im Blick?

Sturmtief Sabine sorgt für Wirbel in Deutschland. Das Coronavirus greift mehr und mehr um sich und hat mittlerweile über 3.000 Todesopfer gefordert. Die Briten haben den Brexit vollzogen und sind zu Monatsbeginn letztendlich doch noch aus der EU ausgetreten. In Japan bricht der Vulkan Shindake aus. BP-CEO Bob Dudley verlässt das Unternehmen.… Sind diese Informationen für das Risikomanagement im Einkauf von Bedeutung?

Auf der Welt passiert viel – tagtäglich. Wir verfolgen die Nachrichten meist aus persönlichem Interesse. Häufig sind wir uns dabei zunächst nicht bewusst, dass diese Informationen auch Auswirkungen auf unser Daily Business im Einkauf und die Versorgungssicherheit der Produktion oder das Image des Unternehmens haben können. Hintergrund sind die zunehmende Globalisierung und die kontinuierliche Ausweitung von Lieferketten, gepaart mit dem Anspruch der Informationssicherheit und Nachhaltigkeit innerhalb dieser.

Muss ich mit Lieferverzögerungen rechnen, wenn die Deutsche Bahn den Fernverkehr aufgrund von Sturmschäden einstellt? Sollte ich mich um meine in Asien georderten Produkte sorgen, wenn diverse Länder die Flug- und Seeverbindung von und nach China einstellen? Haben steuerliche und zolltarifliche Neuerungen bei Geschäften mit Großbritannien Konsequenzen auf mein Geschäft?

Zusammengefasst: Die stetig zunehmende Internationalisierung und Verzweigungen innerhalb von Supply Chains lassen die Anzahl von Einflussfaktoren mit Risikopotenzial auf die Versorgung und damit Gefahr auf die Produktionssicherheit im Unternehmen enorm steigen.

Modernes Risikomanagement im Einkauf

Aufgabe des Einkaufs ist es, die Risiken für das Unternehmen, die durch die Beschaffung von Material und Dienstleistungen entstehen, stets im Auge zu behalten, einzuschätzen und zu minimieren. Ziele eines ganzheitlichen Risikomanagements sind neben der Sicherstellung von Produktion und Umsatz die Sicherung des Marktanteils, des Firmenimages sowie des Innovationsbeitrags. Selbstverständlich ist die sinkende Bonität eines Geschäftspartners oder gar seine Insolvenz ein enormes Risiko, das sofortige Maßnahmen erfordert. Modernes Risikomanagement im Einkauf geht jedoch weit über die Beobachtung der Kreditwürdigkeit von Lieferanten hinaus. Neben der finanziellen Stabilität von Anbietern und Partnern haben eine Reihe weiterer Indikatoren mögliche Auswirkungen auf die eigene Geschäftstätigkeit. Grob unterteilen lassen sich potenzielle Risiken anhand von Risikoobjekten in drei Kategorien:

  • Unternehmensrisiken
    Wie stabil ist das Unternehmen meines Geschäftspartners? Kann sein Image Einfluss auf die Reputation meines Unternehmens haben? Arbeitet es nachhaltig in Bezug auf Umwelt und Gesellschaft? Ist es verlässlich? Wie steht es um Qualität und Innovationsbereitschaft?
  • Länderrisken
    Kann die finanzielle Stabilität eines Landes meine Lieferkette beeinflussen? Wie steht es um das Thema Korruption? Gilt es spezielle Rechte oder Regulatorien zu beachten? Können regionale Naturgefahren oder Pandemien eine Wirkung auf mein Geschäft haben?
  • Warengrupperisiken
    Muss mit Verknappung meiner Rohstoffe und damit einem Preisanstieg gerechnet werden? Gibt es rechtliche Änderungen oder Innovationen?

Die Risiko-Scorecard: Individuell und maßgeschneidert

Die Liste potenzieller Risikoindikatoren ist lang und ließe sich noch weiter fortsetzen. Dabei hat jedoch nicht jedes Kriterium eine Auswirkung auf jedes Unternehmen. Vielmehr gilt es, ein individuelles und maßgeschneidertes Risikomanagementkonzept zu entwickeln, das auf die persönlichen Bedürfnisse einer Einkaufsorganisation eingeht, damit diese nicht in einer Flut von Informationen versinkt.

Zur Erstellung einer Risiko-Scorecard sind dabei die folgenden Fragen zu berücksichtigen:

  • Welche Informationen haben einen Risikoeinfluss auf mein Unternehmen?
  • Wie sind einzelne Informationen in Bezug zueinander zu gewichten?
  • Woher können die benötigten Informationen bezogen werden?
  • Gibt es Informationen, die ein K.O. für Geschäftsbeziehungen darstellen?
  • Wo laufen alle Informationen zusammen?
  • Welche Personen sind wann zu informieren, aktiv oder passiv?

Unsere Experten sind mit dem Thema Risikomanagement in Einkauf und Supply Chain vertraut. Gerne unterstützen wir Sie beim Aufbau eines unternehmen-individuellen Risikomanagements. Hierzu zählen neben der Auswahl der für Sie relevanten Indikatoren zur Entwicklung einer Risiko-Scorecard auch die Entscheidung und Begleitung einer toolseitigen Umsetzung zum Monitoren Ihrer Risiken, ebenso wie ein Maßnahmenmanagement im Falle von eintretenden Risiken.

Gregor van Ackeren

Managing Director, ADCONIA GmbH

Jessica Murawski

Consultant, ADCONIA GmbH