Bei dieser Frage bekommen wir im ersten Gespräch meist spontan die Antwort: „Ja, natürlich, ich habe meinen Führungsstil gefunden.“ Und aufgrund des Zeitdrucks und operativer Verpflichtungen unterziehen sich die wenigsten Führungskräfte einer kritischen Selbstreflexion. Konsequenz: „Führungskräftecoaching? – Nein Danke!“

Fangen wir vorne an und fragen uns erst einmal, was das Wort „natürlich“ eigentlich bedeutet: Der Duden schreibt, dass das Adverb „natürlich“ entweder mit Bezug zur Natur, in dieser vorzukommen oder sich aus den Gesetzen der Natur ergebend, oder in der Natur von etwas begründet sein und damit ungezwungen und nicht gekünstelt, im Sprachgebrauch genutzt wird.

Welches „natürlich“ meinen Sie?

Haben Sie selbstverständlich, in der Natur der Sache begründet, Ihren Führungsstil durch Ihre lange Berufserfahrung gefunden? Ist Ihr Führungsstil authentisch, also ungezwungen und nicht gekünstelt, somit natürlich? Verfolgen Sie einen wertorientierten Führungsstil, der sich an den natürlichen individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter orientiert?

Führung beeinflusst Leistung

Als Führungskraft haben Sie Einfluss auf die Leistung Ihrer Mitarbeiter, unter anderem durch die Motivation und das Arbeitsklima in Ihrem Bereich. Erreicht werden sollen die Ziele, an denen Sie gemessen werden und das durch die optimale Erledigung der alltäglichen Aufgaben. Führung bedeutet jedoch nicht, dass unternehmerischer Erfolg nur mit ökonomischer Wertschöpfung gleichzusetzen ist, sondern ebenfalls vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen auch ethisch reflektiert werden sollte.

In Gesprächen mit Führungspersönlichkeiten kommt wiederkehrend zum Ausdruck, dass sich viele von ihnen in ihren Aufgaben manchmal wie in einem Hamsterrad gefangen fühlen. Der operative geprägte Alltag lässt jedoch keine adäquate Lösungsfindung für ihre fachliche Problemstellung zu. Gerade jüngere Führungskräfte verzweifeln an den unangemessenen Gewohnheiten eines Mitarbeiters und der Sturheit entscheidungsrelevanter Stakeholder. Sich dieses einzugestehen wird von den Betroffenen oft fälschlich als Führungsschwäche interpretiert und so „erfolgreich“ verdrängt. Dabei ist es absolut natürlich, normal, zwischenzeitlich an seine Grenzen zu stoßen und auch nicht verwerflich die Unterstützung eines Coaches in Anspruch zu nehmen, der die Situation nüchtern und doch mit Empathie und vor allem unterschiedlichen Quervergleichen betrachten und begleiten kann.

Führungskräftecoaching ist keine Nachhilfe

Bei einem Coaching geht es nicht darum, einen gelebten Führungsstil kategorisch als richtig oder falsch zu bewerten. Sondern es geht vielmehr darum, die Möglichkeiten und Ansätze aufzuzeigen, zu eruieren und begleitend zu reflektieren, um den aktuell für die Person und das Umfeld die besten und langfristig erfolgreichsten Führungsstile und -methoden zu wählen. Die Führungskräfte oder solche die es werden sollen lernen von praxiserfahrenen Coaches in einem auf Ihre Bedürfnisse, auf Ihr Umfeld angepassten Tempo. Hierbei wird individuell Rücksicht genommen auf die Inhalte und Tiefe, die Ihrem Wissens- und Erfahrungsstand entsprechen. Von der Umsetzung ihrer persönlichen Ziele, über die Unterstützung bei der Veränderung der Betriebsorganisation, bis hin zur Begleitung von ausgewählten Tätigkeiten im Tagesgeschäft, ist alles möglich. Entscheidend ist die Erkenntnis, dass ein adäquater und werteorientierte Führungsstil einen Mehrwert für das Unternehmen, die Führungskraft und die Mitarbeiter darstellt, der sich in aller Regel schon kurzfristig in den verbesserten Ergebnissen innerhalb des jeweiligen Verantwortungsbereiches widerspiegelt.

Abschließend dazu folgendes Zitat von dem Dramatiker, Politiker und Nobelpreisträger Georg Bernard Shaw, der die Situation sehr auf den Punkt gebracht hat, nicht an veralteten Ansichten festzuhalten:

„Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie passten auch heute noch.“

 

Gregor van Ackeren

Managing Director, ADCONIA GmbH

Sinja Krauskopf

Consultant, ADCONIA GmbH