Gestalten anstatt reagieren – 2020er als Jahrzehnt des Managers

Zeitalter, Epoche, Periode oder Ära – Zeiträume in der Geschichte zusammenzufassen ist nichts Neues. Per Definitionem handelt es sich bei einem Zeitalter um einen längeren Abschnitt der Geschichte, der sich durch verbindende Merkmale auszeichnet. Betrachtet man die vergangenen Zeitalter aus unternehmerischer Sicht, stand zunächst der Vertrieb im Fokus. Dann kam die Zeit des Controllings und später die des Einkaufs.

Blick in die Vergangenheit

1990er – das Jahrzehnt des Vertriebs. Umsatz und ein hohes Absatzvolumen zu generieren sind die vorherrschenden Ziele. Im Profil der Mitarbeiter steht der Vertriebsaspekt im Fokus, gute Vertriebler generieren den Umsatz und haben eine entsprechende Stellung in den Unternehmen. In diesem Jahrzehnt treffen trainierte Verkaufseinheiten auf altmodische Einkaufsabteilungen mit nicht existenten Supply Chain Strukturen.

2000er – das Jahrzehnt des Controllings. Mit dem Jahrhundertwechsel treten IT-Systeme in den Vordergrund, die Unternehmen den Umgang mit umfangreichen Datenmengen ermöglichen und Transparenz schaffen sollen. Aber auch im Einkauf bewegt sich etwas, als Universitäten Einkauf und Supply Chain als unabhängige Forschungs- und Lehrfelder entdecken.

2010er – das Jahrzehnt des Einkaufs. Interne und externe Kostentransparenz sind die für Unternehmen entscheidenden Elemente und rücken die Einkaufsabteilungen ins Scheinwerferlicht. Es beginnt eine Entwicklung weg von der reinen Preisbetrachtung hin zum Kostenmanagement. Industrie 4.0 bringt die Digitalisierung von Prozessen und eine Vielzahl von Tools in die Einkaufsabteilungen. Durch die weiter voranschreitende Globalisierung müssen sich weltweit tätige Unternehmen zudem verstärkt mit Compliance und Risikomanagement auseinandersetzen.

Blick in die Zukunft 

Im Jahr 2018 befinden wir uns aktuell noch inmitten des Einkaufsjahrzehnts. Einkaufsabteilungen werden als mehrwertgenerierende Einheiten erkannt und entsprechend gefördert und gefordert. Manche Unternehmen sind bereits mit einer hochfunktionalen Einkaufsabteilung ausgestattet, andere Unternehmen, gerade im KMU Bereich, kämpfen noch mit den vielen neuen Anforderungen und Möglichkeiten.

Und obwohl wir noch nicht am Ende dieses Jahrzehnt angekommen sind, zeichnet sich dennoch bereits das nächste am Horizont ab. Die 2020er werden das Jahrzehnt des Managers, des Einkaufsmanagers. Die heutzutage häufig sehr reaktive interne Funktion wird sich zu einer immer mehr unternehmerisch und gestaltend tätigen Einheit entwickeln. Der Einkauf wird sich weiter öffnen und seine Funktion als Schnittstellenmanager, sowohl zwischen einzelnen Abteilungen als auch als Mittler zum Lieferantenmarkt, ausbauen. Vor allem durch die fortschreitende Automatisierung werden Hebel wie Value und Cost Engineering für den Einkauf immer wichtiger.

Wohin die Reise gehen wird, und zwar nicht nur aber gerade für den Einkauf, kann demnach schon ungefähr skizziert werden. Um im kommenden Jahrzehnt erfolgreich agieren zu können, müssen sich Unternehmen bewusst machen, was auf sie zukommt, wie sie sich positionieren wollen und vor allem, ob ihre Mitarbeiter dafür bereit sind.

Und wenn nicht? Noch ist genügend Zeit Organisationen auf die Zukunft vorzubereiten. Wir müssen nur beginnen.

 

Oliver Kreienbrink

Managing Director, VDMG consult GmbH (Oberhausen)

Vivien Koch

Consultant, VDMG consult GmbH (Oberhausen)