August 2019: Nachhaltigkeit im Fokus der Gesellschaft

In den vergangenen drei Jahren ist das Thema „Nachhaltigkeit“ in allen gesellschaftlichen Bereichen zu einer bestimmenden Größe herangewachsen. Aus Konsumentensicht, aus Herstellersicht und aus politischer Sicht.

Eine zukunftsgerichtete Unternehmensstrategie hat „Nachhaltigkeit“ entweder schon als einen zentralen Bestandteil oder wird dieses kurzfristig einbeziehen müssen. Marketingstrategien, Parteiprogramme oder die Programmmacher aller großen Medien haben es als ein oder sogar das beherrschende Thema entdeckt. Zertifikate und entsprechende Audits schießen wie Pilze aus dem Boden.

Wen verwundert es, dass „die“ Nachhaltigkeitsfrage auch und gerade für den Einkauf und die Supply Chain aller Branchen auf die Top-Chart-Position katapultiert wurde.

Spannend ist es allerdings gleichzeitig zu beobachten, dass sich dieses nicht flächendeckend in den kurz- unda mittelfristigen Zielgrößen der Einkaufs- & Supply Chain Verantwortlichen widerspiegelt. Es mangelt vielerorts an griffigen Messgrößen, Tools, Prozesse und/oder der Operationalisierung eben dieser.

Das sogenannte „Drei-Säulen-Modell“, dass auch für alle beschaffungsrelevanten Aspekte gelten kann, sieht als Basis für eine nachhaltige Entwicklung die gleichberechtigte Umsetzung ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Ziele.

Mit diesen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit sind im Wesentlichen gemeint:

  • Aus ökologischer Perspektive strebt die Nachhaltigkeit eine Lebensweise und Art des Wirtschaftens an, die die natürlichen Lebensgrundlagen nur in dem Maße beansprucht, wie diese jeweils in der Lage sind sich zu regenerieren.
  • Die ökonomische Nachhaltigkeit setzt voraus, dass mit dem Grundgedanken eines Generationenvertrages gelebt wird. Ein dauerhaftes Leben „über den wirtschaftlichen Verhältnissen“ führt zwangsläufig zu schwerwiegenden Einbußen für nachfolgende Generationen. So kann eine Nachhaltigkeit eines Wirtschafssystems nur dann gegeben sein, wenn es aus sich selbst heraus langfristig Bestand hat und haben kann.
  • Die soziale Nachhaltigkeit fokussiert den gesellschaftlichen Ausgleich im Staat oder in einer Staatengemeinschaft und sucht den Ausgleich der verschiedenen sozialen Gruppen. Hierzu muss es einen dauerhaften gesellschaftlichen Konsens in wirtschaftlich und sozialen Fragen geben.

Die Frage der Nachhaltigkeit in Einkauf und Supply Chain ist keine die mit einer Beschränkung von Möglichkeiten oder verminderten Aussichten auf Wachstum verbunden sein muss. Vielmehr zielt sie darauf ab, dass Einkauf- und Supply Chain -Strategien nicht auf kurzfristige Erfolge ausgerichtet sind, sondern durch eine Balance im Sinne des 3-Säulen-Modells allen beteiligten Akteuren eine dauerhafte Grundlage erfolgreichen Wirtschaftens gibt. Im Sinne einer erhöhten Planungssicherheit für das eigene Unternehmen sowie der Verringerung von Versorgungs- und Kostenrisiken, ist die sukzessive Umstellung auf eine nachhaltige und dadurch transparente Wertschöpfungskette zielführend.

Hierbei geht es aktuell in aller Regel nicht um eine radikale Kehrtwende. Vielmehr kann die Umstellung auf die beschriebene Nachhaltigkeit schrittweise und in einem für die Leistungsfähigkeit des Unternehmens und seiner bisherigen Lieferketten verträglichen Art und Weise erfolgen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Zielgrößen und daraus resultierenden optimierten Prozesse frühzeitig definiert und mit einem entsprechenden Zeitplan hinterlegt werden.  Da sowohl von staatlicher Seite immer mehr regulative Eingriffe und Vorgaben zu erwarten sind (z.B. CO²-Steuer, Energiewende etc.) und sich das Verbraucherverhalten kontinuierlich in Richtung Nachhaltigkeit bei Konsum, Transport und Investitionsgütern verlagert, werden die Unternehmen erfolgreich sein, die eine Umstellung frühzeitig und pro-aktiv angehen.

Entscheidend für die Transformation zu einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Supply Chain ist die Bereitschaft, dieses Thema nicht nur als einen Marketingtrend wahrzunehmen, sondern als eine fundamentale unternehmerische Aufgabe, die die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sichert.